Autonomes Fahren: Ethik und moralische Dilemmas

Bereits in wenigen Jahren sollen teilautonome Fahrzeuge routinemäßig im Verkehr unterwegs sein. Das bedeutet auch, dass diese Fahrzeuge teilweise die Verantwortung des Fahrers tragen und in prekären Situationen Entscheidungen treffen müssen. Der Fahrer greift nämlich  erst dann ein, wenn die KI überfordert ist. Das bedeutet auch, dass das Auto entsprechend programmiert werden muss – aber wie soll das Programm aussehen? Wessen Sicherheit muss priorisiert werden?

Auf dieser Seite erhalten Sie klare Antworten und erfahren alles über autonomes Fahren, Ethik  und wichtige moralische Aspekte vollautomatisierten Fahrens.

Autonomes Fahren: Ethik, Recht und Datenschutz

Dass autonomes Fahren viele Vorteile bietet, liegt klar auf der Hand. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten und so müssen auch bedenkliche Aspekte beleuchtet werden. Das sind in erster Linie ethische und rechtliche Fragestellungen sowie die Frage nach dem Datenschutz.

Autonomes Fahren und rechtliche Aspekte

Autonome Fahrzeuge sind im Optimalfall mit der gesamten Infrastruktur verbunden und kommunizieren mit Ampelsystemen (z. B. Grüne Welle), anderen Fahrzeugen und intelligenten Verkehrssystemen. Damit diese perfekt in das Verkehrsnetz eingebunden sind und alles reibungslos funktioniert, muss aber auch das Verkehrsrecht angepasst werden. Deshalb diskutieren auch viele Rechtsexperten inkl. Ethik-Kommission über autonomes Fahren und die ethischen Probleme, die damit einhergehen.

Zum jetzigen Zeitpunkt verfügt Deutschland hinsichtlich des autonomen Fahrens lediglich über einige Teststrecken und Sonder­genehmigungen. Eine Anpassung des rechtlichen Rahmens muss erst diskutiert und vorgenommen werden. Basis der Diskussion ist ein völkerrechtlicher Vertrag von 1968 (das “Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr”), der dem Grundgedanken folgt, dass “jedes Fahrzeug, das sich in Bewegung befindet, einen (Fahrzeug-)Führer haben muss.” (Art.8, Abs. 1).

Gut zu wissen: Am 30. März 2017 erließ der deutsche Bundestag ein Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes, das Kraftfahrzeuge mit hoch- und vollautomatisierter Fahrfunktion erlaubt. Laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt verfüge Deutschland damit über das modernste Straßenverkehrsrecht der Welt, das Autofahrer und KI auf die rechtlich gleiche Stufe stelle. 

2014 wurde das Wiener Übereinkommen durch die Vereinten Nationen ergänzt. Nun ist vorgesehen, dass technische Fahrzeugsysteme erlaubt sind, die den Fahrzeuglenker unterstützen – beispielsweise Spurhalteassistenten oder automatische Einparkhilfen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Fahrzeuglenker diese Funktionen jederzeit abschalten bzw. wieder die Kontrolle übernehmen kann. 

Des Weiteren wurden von der Ethik-Kommission folgende Punkte als essenziell bestimmt. Autonome Fahrzeuge sind dann ethisch vertretbar, …

  • … wenn diese dazu beitragen, Verkehrsunfälle zu reduzieren. Allem voran steht nämlich der Schutz des menschlichen Lebens. 
  • … wenn sie eine positive Risikobilanz aufweisen, also weniger Unfälle verursachen, als menschliche Fahrer.
  • … wenn dem Schutz des menschlichen Lebens höchste Priorität zugewiesen wird. Tier- und Sachschäden sind hinzunehmen, wenn dadurch Personenschäden vermieden werden.
  • … wenn autonome Fahrzeuge so programmiert werden, dass sie defensiv fahren.
  • … wenn dokumentiert wird, wer in welcher Situation für die Fahraufgabe zuständig war: Mensch oder Computer.
  • … wenn der Fahrer selbst über die Verwendung und Weitergabe seiner Daten entscheiden kann (Datensouveränität).
  • … wenn beim Einsatz selbstlernender Systeme die Regeln der Kommission nicht ausgehebelt werden.

Darüber hinaus wird angemerkt, dass sowohl eine Aufrechnung von Menschenleben als auch eine Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen unzulässig sei. Mit diesen Punkten stellt die Ethikkommission fest, dass autonomes Fahren die Verantwortung des Fahrers nicht zu 100 % dem Fahrzeug überträgt.

Ethik beim autonomen Fahren

Autonomes Fahren und Datenschutz

Neben den moralischen und ethischen Aspekten des autonomen Fahrens gibt es auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Privatsphäre. Wenn Autos selbstständig fahren, sammeln sie immerhin eine Menge an Daten über ihre Umgebung, den Verkehr und die Passagiere. Diese Daten werden genutzt, um das Fahrerlebnis zu optimieren, könnten theoretisch aber auch für andere Zwecke wie Werbung oder Überwachung missbraucht werden. 

Die Ethikkommission spricht sich darüber folgendermaßen aus:

„Eine vollständige Vernetzung und zentrale Steuerung sämtlicher Fahrzeuge im Kontext einer digitalen Verkehrsinfrastruktur ist ethisch bedenklich, wenn und soweit sie Risiken einer totalen Überwachung der Verkehrsteilnehmer und der Manipulation der Fahrzeugsteuerung nicht sicher auszuschließen vermag.“

Dazu wird ausgeführt:

„Fahrzeughalter oder Fahrzeugnutzer entscheiden grundsätzlich über Weitergabe und Verwendung ihrer anfallenden Fahrzeugdaten.“ 

Es ist daher wichtig, sicherzustellen, dass diese Daten nur für legitime Zwecke verwendet werden und dass die Privatsphäre der Passagiere geschützt wird. Die Entwickler von autonomen Fahrzeugen müssen sicherstellen, dass alle gesammelten Daten anonymisiert werden und dass die Passagiere volle Kontrolle darüber haben, wer Zugriff auf ihre Daten hat. So kann autonomes Fahren mit dem Datenschutz  vereinbart werden.

Zusätzlich müssen klare Regulierungen und Gesetze in Bezug auf den Datenschutz im Zusammenhang mit autonomen Fahrzeugen eingeführt werden. Damit wird sichergestellt, dass die vielen Vorteile autonomen Fahrens an Wert gewinnen und ethische Fragen positiv beantwortet werden können.

Insgesamt bietet autonomes Fahren viele Vorteile in Bezug auf Sicherheit und Effizienz im Straßenverkehr. Wenn sichergestellt wird, dass ein ausreichender Datenschutz erreicht wird, diese Vorteile nicht auf Kosten von moralischen Prinzipien oder der Privatsphäre der Menschen erreicht werden, können wir sicherstellen, dass autonome Fahrzeuge eine positive Kraft für unsere Gesellschaft sind.

Moralische Dilemmas beim autonomen Fahren

Autonomes Fahren und ethische Fragen

Das autonome Fahren stellt uns vor viele ethische Fragen, insbesondere wenn es darum geht, welche moralischen Entscheidungen ein autonomes Fahrzeug treffen sollte. So geht es vor allem um die Bedeutung von Menschenrechten im Zusammenhang mit autonomem Fahren. Beispiel: Ein autonomes Fahrzeug muss entscheiden, ob ein Fußgänger oder ein Fahrzeuginsasse geschützt werden soll. Soll das Fahrzeug den Insassen retten oder den Fußgänger?

Diese Frage führt uns direkt zu einer Diskussion über Menschenrechte, autonomes Fahren und Moral. Moralische Dilemmas sind uns schon lange aus der Philosophie bekannt – beispielsweise das Trolley-Problem, in dem ein Weichensteller entscheiden muss, welche und wie viele Menschen er opfert, um andere Menschenleben zu retten. Diese Situationen können im Straßenverkehr durchaus realistisch sein. Und das zu verdeutlichen, folgt nun ein Beispiel:

Sollte man Menschen gefährden, um andere Menschenleben zu retten? Und wenn ja, welche?

Ein Auto, das drei Passagiere befördert, muss auf schnellstem Weg zum Krankenhaus. Es kommt aufgrund der Geschwindigkeit zu einer prekären Situation, in der schnell klar wird, dass der Bremsweg zu kurz ist. Ein Ausweichmanöver ist nur nach links oder rechts möglich.

  • Links stehen ein älterer Herr und eine schwangere Dame,
  • rechts fährt eine Kolonne Radfahrer.

Soll das Auto nach links oder rechts ausweichen, oder eine Kollision akzeptieren, die die Fahrzeuginsassen gefährdet?

Neueste Studien, beispielsweise die Audi-Studie “SocAlty” oder die Cambridge-Studie des MIT-Media-Lab, versuchen, in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was es bedeutet, wenn Maschinen selbstständig Entscheidungen treffen und über das Leben von Menschen entscheiden. Ein Besuch auf der Webseite Moral Machine zeigt, dass es in manchen Situationen gar nicht so leicht ist, eine Entscheidung zu treffen.

Dilemmas wie diese bewirken zurecht, dass einige Menschen den autonomen Fahrzeugen skeptisch gegenübertreten. Beispielsweise gaben in einer Statista-Umfrage vom Februar 2021 insgesamt rund 40 Prozent aller Befragten an, autonomen Autos nicht zu vertrauen. Rund 36 Prozent der Befragten gaben an, die Kontrolle nur zum Ein- und Ausparken abgeben zu wollen.

Auch dass laut infas quo mehr als jeder dritte deutsche Autofahrer eine höhere Ablenkung durch verbaute Fahrassistenten und daher eine geringere Verkehrssicherheit befürchtet, zeigt die Einstellung der Deutschen bezüglich autonomer Fahrzeuge. Bezüglich dieser Thematik äußert sich Audi auf ihrer Webseite folgendermaßen:

“Misstrauen gegenüber dem Unbekannten ist keine unüberwindbare Hürde. Darin sind sich die an der „ SocAIty“-Studie beteiligten Expert_innen weitgehend einig. Misstrauen war schon immer vorhanden, wenn neue Technologien in das Leben der Menschen Einzug gehalten haben. Fahrstühle, Flugzeuge oder Züge haben trotzdem einen Platz in unserem Alltag gefunden.”

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Autonomes Fahren – auch automatisiertes Fahren genannt – ist ein Thema, das in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit (sogar: Aufgeregtheit) erfahren hat. Die Idee, dass Autos selbstständig fahren und somit den Fahrer ersetzen, ist für viele Menschen gleichzeitig faszinierend wie beängstigend. Doch was genau bedeutet autonomes Fahren eigentlich? Welche Vorteile und Herausforderungen bringt es mit sich? Und wie fortgeschritten ist die Technologie eigentlich im Jahr 2023? Auf dieser Seite finden Sie klare Antworten und erfahren alles über den aktuellen Stand der Technik sowie über die Zukunft selbst fahrender Autos.

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Die ethischen Vorteile autonomen Fahrens

Es wird ersichtlich, dass autonomes Fahren im Allgemeinen durchaus diskutiert wird, aber das wirklich vollautonome Fahren der Stufe 5, bei dem es nur noch Passagiere gibt, noch nicht im Fokus steht. Dabei sind 90 % aller Unfälle auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen

Mit autonomen Fahrzeugen wäre dieses Problem ein Stück weit gelöst: Da autonome Fahrzeuge den Verkehr besser einschätzen können und Beeinträchtigungen wie durch bspw. Alkohol am Steuer ausgeschlossen werden können, würde der Verkehr sicherer werden. Zudem sind die Fahrzeuge in der Lage, mit intelligenten Verkehrssystemen zu kommunizieren und Unfällen oder Staus vorzubeugen. 

Ein weiteres Plus: Durch die reduzierten Stop&Go-Vorgänge wird auch die Umwelt weniger belastet. Ebenso durch automatisches Parken außerhalb der Stadt – die lästige Parkplatzsuche wäre dann Geschichte. Zudem sollen automatisierte Fahrsysteme künftig auch Menschen im hohen Alter individuelle Mobilität ermöglichen.

Mehr erfahren: Vor- und Nachteile autonomen Fahrens

Weitere Themen rund um das autonome Fahren

Unter den Links finden Sie ausführliche Informationen zu folgenden speziellen Themen:

Fazit: Autonomes Fahren und Ethik sind vereinbar

Die Themen autonomes Fahren und Ethik sind nicht leicht zu vereinbaren und stellen uns vor einige moralische Fragen. Sollen autonome Fahrzeuge immer das Leben der Passagiere priorisieren oder auch andere Verkehrsteilnehmer schützen? Wie können wir sicherstellen, dass Algorithmen fair und unvoreingenommen entscheiden? Es bedarf sichtlich noch einiger Entwicklung. Doch trotz dieser Herausforderungen bleiben wir optimistisch, dass autonomes Fahren eine sicherere und effizientere Mobilität für alle schaffen kann.

Last but not least: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ethische Bedenklichkeit autonomer Fahrzeuge laut Ethikkommission ausgeglichen werden kann, wenn die vielen Vorteile bestehen bleiben und keine gesetzliche Pflicht zur Nutzung vollautomatisierter Verkehrssysteme beschlossen wird. 

FAQs
Häufige Kundenfragen kurz erklärt

Das menschliche Leben sollte immer im Vordergrund stehen. Tier- und Sachschäden werden dahinter angereiht. Wenn das autonome Fahren also dazu dient, Verkehrsunfälle zu reduzieren, ist es ethisch vertretbar. 

Autonome Fahrzeuge sind durch Kommunikation mit der intelligenten Infrastruktur in der Lage, Staus zu reduzieren und effizientere Verkehrswege zu finden. Auch das automatische Parken außerhalb der Stadt spart lange Suchen nach einem Parkplatz. So kann der CO2-Ausstoß verringert werden.

Laut dem “Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr” liegt die Verantwortung für das Fahrzeug allein bei der Person, die es lenkt. Wer die Schuld trägt, wenn ein autonomes Fahrzeug in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt wird, ist noch nicht hinreichend geklärt.

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