Mobility as a Service – Fortbewegung als Dienstleistung

Mobility as a Service – kurz MaaS – wird als die größte Verkehrsrevolution des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Die Idee hinter MaaS besteht darin, die Nutzer von Verkehrsmitteln in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen maßgeschneiderte Mobilitätsangebote überall bereitzustellen. Passend zu den individuellen Bedürfnissen der Stadtbewohner können diese zu jederzeit aus einem Bündel flexibler Reiseangebote wählen und so effizient von A nach B kommen. Damit hat Mobility as a Service das Potenzial, den Individualverkehr und unnötige Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren.

Definition: Was ist Mobility as a Service?

Eine offizielle Definition (MaaS-Alliance) lautet: “Mobility as a Service bezeichnet die Integration verschiedener Arten von Verkehrsdienstleistungen in einem einzigen Mobilitätsdienst, der bei Bedarf zugänglich ist. Eine einzige Anwendung ermöglicht den Zugang zu verschiedenen Mobilitätsformen.”

Einfach ausgedrückt kann man MaaS wie folgt definieren: Mobility as a Service meint die Nutzung von Verkehrsmitteln als Dienstleistung. Anstatt Fortbewegungsmittel zu besitzen, werden diese geteilt, gemeinsam genutzt und können jederzeit – z. B. via App – lokalisiert und gebucht werden.

Trend der globalen Urbanisierung

In städtischen Gebieten lebende Bevölkerung
(Prozent der Gesamtbevölkerung)

Quelle: United Nations, Department of Economic and Social Affairs

Wie hat sich Mobilität verändert?

Der Aufstieg der Mobilität als Dienstleistung bzw. als Service lässt sich gut nachvollziehen, wenn man sich die wichtigsten Veränderungen von Mobilität im Laufe der Zeit vergegenwärtigt. 

Die wichtigsten Veränderungen fassen wir hier kurz zusammen:

19.

Jahrhundert

Während der ersten industriellen Revolution wurden von der Bevölkerung in den immer größer werdenden Städten hauptsächlich Eisenbahnen und erste öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Individuelle Fortbewegungsmittel standen nur sehr wenigen Menschen zur Verfügung.

20.

Jahrhundert

Das Aufkommen von massenhaft produzierten PKW ermöglichte die breite Nutzung von Autos in allen Bevölkerungsschichten und führte zu einem Anwachsen der Vorstädte (Suburbanisierung) sowie zu einer zunehmenden Dezentralisierung der Aktivitäten außerhalb der Städte.

21.

Jahrhundert

Die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung ermöglicht neue, bestehende Verkehrsnetze effizienter, umwelt- und benutzerfreundlicher zu gestalten. Durch Mobility as a Service (Maas) werden die Mobilitätsangebote in Zukunft stärker auf die Wünsche der Nutzer zugeschnitten. Damit wird ein flexibles und bequem Reisen ermöglicht, ohne den PKW nutzen zu müssen.

5 Gründe wieso MaaS kommen wird

MasS befindet sich derzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium und viele Innovationen weisen noch einen experimentellen Charakter auf. Aber es gibt viele gute Gründe, warum sich Mobility-as-a-Service-Konzepte in Zukunft durchsetzen werden – insbesondere in Großstädten und Metropolregionen.

#1 Umsteigen leicht gemacht

Flexible Mobilitätangebote sind dann besonders attraktiv für die Bewohner einer Stadt, wenn diese zu jeder Zeit das Verkehrsmittel nutzen können, das für ihre temporären Bedürfnisse gerade am geeignetsten ist, um am schnellsten von A nach B kommen.

MaaS-Systeme orientieren sich immer am Kundenbedarf und bieten viele Mobilitätsdienste, z. B.:

  • ÖPNV (Bus, Bahn, U-Bahn, Trambahn, Seilbahnen etc.)
  • (E-)Bike-Sharing
  • Flugtaxis, Drohnen, Helikopter etc. (Zukunftsszenario)
  • Taxis, Ride-Hailing-, Ridepooling-, Car-Sharing- oder Shuttle-Dienste
  • E-Scooter-Sharing
  • Schiffe und Fähren (wenn Flüsse und Seen in der Stadt)

#2 Zentrale Plattform = großer Nutzen

Multimodale MaaS-Plattformen versammeln nicht nur alle Mobilitätsangebote einer Stadt in einer zentralen App, sondern sie bündeln darin auch wichtige Verkehrsinformationen (in Echtzeit). So wissen die Nutzer stets, wie lange sie von nach A nach B brauchen und welches Transportmittel gerade am geeignetsten für ihre bevorstehende Fahrt ist.

Das hat für die Nutzer mehrere Vorteile:

  • weniger unnötige Verzögerungen

  • mehr Überblick über den aktuellen Stadtverkehr (Staus, Veranstaltungen etc.)

  • kürzere Routen

  • einfach verfügbare Echtzeit-Informationen über Verspätungen, Störungen u. v. m.

#3 Komfortables Planen = bequemes Zahlen

Wenn Mobilitätsdienste als multimodaler Service angeboten werden, ist es für die Nutzer essenziell, dass sowohl die Planung als auch Bezahlung maximal einfach gehalten werden. 

Möglichst günstige Fahrtkosten sowie moderne, an den Zeitgeist angepasste Bezahlsysteme – z. B. Abonnements, Flatrates usw. – werden einen Beitrag dazu leisten, MaaS-Angebote auch für die breite Masse verfügbar und attraktiv zu machen.

Was heißt multimodale Mobilität? Multimodale Verkehrssysteme bieten dieselbe Flexibilität wie ein PKW. Eine Städterin ist z. B. dann multimodal unterwegs, wenn sie vor die Haustür tritt, mit dem Fahrrad zur U-Bahn, mit der U-Bahn weiter zum Arbeitsort und die letzten Meter zum Büro mit dem E-Roller fährt.

#4 Weniger private Autos = mehr Effizienz

Sind alle verfügbaren Verkehrsmittel einer Stadt – wie z. B. ÖPNV, Leihräder, E-Scooter, Leihautos usw. – jederzeit über eine zentrale MaaS-App auffindbar, reservierbar und buchbar, so fällt es den Bewohnern einer Stadt in Zukunft viel leichter, auf ihren PKW zu verzichten.

Für weniger private Autos in Städten gibt es überdies gute Argumente:

  • Verbrennungsmotoren verursachen etwa 30 % aller CO₂-Emissionen innerhalb der EU.

  • 60 % dieser Emissionen entfallen allein auf PKW.

  • Ein Carsharing-Auto kann 8 bis 20 PKW ersetzen.

  • Weniger private Autos führen zu mehr Verkehrsfluss und weniger Staus.

Gut zu wissen: Weniger Autos bedeuten keineswegs weniger Effizienz! Ein neues Konzept aus New York zeugt vom Gegenteil: Dort haben Verkehrsplaner aufgezeigt, dass dreimal so viele Personen wie heute die Brooklyn Bridge überqueren können, wenn anstatt tradi­tioneller Pkws ausschließlich Linienbusse, autonome Fahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger unterwegs sind.

#5 Smartes Parken = besseres Parken

Modernes Parkraummanagement, oft auch Smartparking genannt, ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil von Mobility as a Service. Derzeit entfallen bis zu 40 Prozent des Verkehrs in Städten allein auf die Suche nach einem Parkplatz. 

Carsharing- bzw. Ridehailing-Autos müssen nicht in den bereits überfüllten Innenstädten parken, sondern können dort untergebracht werden, wo wirklich Platz ist – z. B. in zentralen Parkhäusern an den Stadträndern.

Weniger parkende PKW bringen jedenfalls deutliche Vorzüge mit sich:

  • Es entstehen mehr Grünflächen oder öffentlich genutzte Orte (z. B. Cafés).

  • Es gibt mehr Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer.

  • Insgesamt entstehen leisere, grünere und lebenswertere Städte.

Gut zu wissen: Es entstehen immer mehr moderne Lösungen, die das Auffinden, Reservieren und Bezahlen von Parkplätzen via App ermöglichen. Diese können u. a. freie Parklücken in der Nähe anzeigen und passend zur Größe des Autos anzeigen, was die “Suchfahrten” deutlich reduziert.

Fazit: Mobility as a Service

Laut offiziellen Prognosen der Vereinten Nationen könnten bereits 2050 bis zu 70 Prozent aller Menschen in Städten leben. Ohne einheitliche Verkehrslösungen, wie Mobility-as-a-Service-Konzepte sie anstreben,  werden aktuelle Probleme – Staus, Lärmbelastung, Emissionen, Platzmangel usw. – höchstwahrscheinlich nur noch verschärft.

1970

2014

2050

In städtischen Gebieten lebende Bevölkerung
(Prozent der Gesamtbevölkerung)

Quelle: United Nations, Department of Economic and Social Affairs

Wenn Städte MaaS-Lösungen erfolgreich umsetzen möchten, müssen sie folgendes beachten:

  1. Stadtverwaltungen müssen sich beteiligen.
  2. Öffentlich-private Kooperationen müssen gefördert werden.
  3. Um private Firmen besser einzubinden, braucht es eine offene Verkehrsarchitektur.
  4. ÖPNV-Angebote müssen in jedem MaaS-System einen gewissen Schwerpunkt haben.
     


Last but not least: In vielen Städten ist es zu fast jeder Tageszeit schwierig, von A nach B zu gelangen, und manchmal geradezu unmöglich. Wenn jedoch in Zukunft immer mehr nachhaltige Modelle für Mobility as a Service entstehen, wird die Öffentlichkeit die effektivsten dieser Dienste annehmen.

FAQs – Häufige Kundenfragen kurz erklärt

Mobility as a Service meint die Nutzung von Verkehrsmitteln als Dienstleistung. Anstatt Fortbewegungsmittel zu besitzen, werden diese geteilt, gemeinsam genutzt und können jederzeit – z. B. via App – gefunden und gebucht werden.

Aus Besitz wird eine Dienstleistung: Anstatt eigene Verkehrsmittel zu besitzen, stellt MaaS eine günstige und nachhaltige Alternative dar. Stadtbewohner finden und buchen das Verkehrsmittel, das sie gerade brauchen – und sie am schnellsten an den Zielort bringt – einfach via App.

Bereits 2050 leben bis zu 70 Prozent aller Menschen in Städten. Chronischer Platzmangel prägt schon heute das Bild vieler Großstädte und führt zu mehr…

  • Lärmbelastung
  • Emissionen
  • Staus und Unfällen.

Gut zu wissen: MaaS-Lösungen können den Individualverkehr reduzieren und somit Städte leiser, grüner und lebenswerter werden.

Zu den wichtigsten Zielen der meisten Mobility-as-a-Service-Konzepte gehören u. a.:

  • Effizientere Verkehrsinfrastrukturen
  • Flexible Mobilitätsangebote
  • Ausbau von Sharing- bzw. Pooling-Angeboten
  • Modernes Parkraummanagement
  • Attraktive – allzeit verfügbare – ÖPNV-Angebote
  • Förderung von Mikromobilität

Die Mobilität der Zukunft liegt in der Digitalisierung: Big Data, 5G, künstliche Intelligenz und mehr Vernetzung erhöhen die Sicherheit, verbessern die Effizienz und verringern die Umweltbelastung. Die daraus resultierenden Mobilitätskonzepte setzen tiefgreifende Veränderungen in Gang.